Das Wichtigste in Kürze: Dem Atmen kommt bei COPD besondere Bedeutung zu. Entsprechend lässt sich dort auch ansetzen, um ein Stück weit die Kontrolle über die Erkrankung zu erlangen. In der Atemphysiotherapie lernen Betroffene, durch bestimmte Atemübungen ihre Lunge zu entlasten oder zu beruhigen. Hier lernen Sie vier solcher Übungen kennen, darunter die „Lippenbremse“ und den „Kutschersitz“.
Die meisten Menschen werden nur selten einen Gedanken an ihre Atmung verschwenden, so selbstverständlich und automatisch verrichten wir diese lebensnotwendige Tätigkeit. Doch gerade bei Erkrankungen wie der COPD kommt dem Atmen eine besondere Bedeutung zu. Ganz gleich, ob im Alltag oder bei akuter Luftnot: Richtig atmen kann man lernen. Erfahren Sie hier, wie das geht und worauf Sie dabei achten sollten.
Was ist Atemphysiotherapie bei COPD?
Menschen mit COPD plagen oft eine ganze Reihe von Problemen mit ihrer Atmung. Wahrscheinlich kennen Sie das auch: Das Atmen erschöpft Sie, Sie fühlen sich aufgebläht oder kämpfen mit Schleim. Bei diesen und ähnlichen Problemen kann Ihnen eine Atemtherapie helfen.
Atemtherapie ist eine besondere Form der Physiotherapie, die auf die Bedürfnisse lungenkranker Menschen ausgerichtet ist. Menschen mit COPD lernen hier von speziell ausgebildetem physiotherapeutischen Fachpersonal Atemtechniken und Übungen, die auf ihren individuellen Gesundheitszustand abgestimmt sind. Sie gehen hier gezielt die Probleme an, die Menschen mit COPD betreffen. Atemphysiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil bei der Behandlung von COPD.
Atemphysiotherapie bei COPD gibt es auf Rezept
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen eine Atemphysiotherapie verschreiben. Dazu prüft sie bzw er. Ihr individuelles Krankheitsbild und stellt Ihnen ein Rezept aus, wenn eine Behandlungsbedürftigkeit besteht. In diesem Fall übernehmen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen die Kosten für die Therapie.
Da die COPD eine chronische Erkrankung ist, können Sie bei Ihrer Krankenkasse eine sogenannte Langfristgenehmigung beantragen. Diese erspart es Ihnen, ständig neue Rezepte besorgen zu müssen. Lassen Sie sich medizinisch beraten, ob er eine langfristige Therapie für Sie sinnvoll ist. Mit einem Rezept zur Atemphysiotherapie können Sie bei den Krankenkassen einen Antrag für eine Langfristgenehmigung stellen. Bei einer schweren COPD wird eine Atemphysiotherapie automatisch langfristig genehmigt.
Atemübungen bei COPD – 1: Den Atem bewusst wahrnehmen
Bei COPD wird die Atemhilfsmuskulatur mit der Zeit immer schwächer. Der Brustkorb wird unbeweglicher, die Atmung wird flach und schnell. In der Atemphysiotherapie lernen Sie deswegen Techniken, mit denen Sie Ihren Atem vertiefen können.
Zunächst ist es wichtig, Ihre Atmung kennenzulernen. Schließen Sie dazu einmal die Augen. So können Sie sich noch besser auf die Atmung konzentrieren. Atmen Sie ganz normal weiter und achten Sie darauf, wie Sie atmen:
- Atmen Sie durch die Nase oder den Mund ein und aus, vielleicht sogar im Wechsel?
- Atmen Sie schnell oder ruhig?
- Atmen Sie tief oder flach?
- Atmen Sie gleichmäßig oder ungleichmäßig?
- Was dauert bei Ihnen länger: die Ein- oder die Ausatmung?
Legen Sie eine Hand auf Ihr Brustbein oder auf Ihren Oberbauch und fühlen Sie, was sich bei der Atmung wie bewegt.
Atemübungen bei COPD – 2: Die bewusste Bauchatmung
Legen Sie sich auf den Rücken oder setzen Sie sich aufrecht hin. Sie können sich auch aufrecht hinstellen. Ihre Hände legen Sie auf den Oberbauch zwischen Rippenbogen und Bauchnabel. Die Fingerspitzen sollten sich leicht berühren.
- Atmen Sie tief durch die Nase ein.
- Lenken Sie den Atem in den Bauch.
- Atmen Sie dann durch den Mund aus. Machen Sie dabei die Lippenbremse (siehe unten).
- Wiederholen Sie diese Übung ein paar Mal.
- Achten Sie auf Ihre Hände.
Durch die Hände wird Ihre Atmung sichtbar und Sie können sie bewusst wahrnehmen. Außerdem können Sie an Ihren Händen sehen, ob Sie in den Bauch atmen: Wenn die Fingerspitzen sich voneinander entfernen, atmen Sie richtig.
Atemübungen bei COPD – 3: Die „PEP-Atmung“ für den Notfall
Die sogenannte „PEP-Atmung“ ist ein wichtiges Element, das Sie bei Atemnot einsetzen können. PEP steht dabei für „Positive Expiratory Pressure“. Das bedeutet übersetzt „positiver Ausatmungsdruck“. Wenn Sie gegen einen Widerstand ausatmen, entweicht die Luft langsamer aus Ihrem Körper. Sie baut von innen Druck auf, der Ihre Atemwege weitet. Außerdem ist die Ausatmungsphase so länger. Wenn Sie langsamer atmen, reguliert sich Ihre Herzfrequenz automatisch nach unten. Sie werden ruhiger. Und mit Ruhe bekommen Sie auch Atemnot besser in den Griff.
Die Lippenbremse
Der naheliegendste Widerstand, gegen den Sie ausatmen können, sind Ihre Lippen. Deshalb wird diese Art der Atmung auch Lippenbremse genannt. Sie funktioniert so:
- Schließen Sie den Mund.
- Atmen Sie durch die Nase in den Bauch ein. Atmen Sie nicht tiefer ein als gewöhnlich.
- Atmen Sie durch den Mund aus. Halten Sie Ihre Lippen dabei zunächst geschlossen.
- Wenn die Luft in den Mund gelangt, bläht sie die Wangen auf. Die Lippen öffnen sich automatisch.
- Lassen Sie die Luft nach draußen strömen.
- Atmen Sie vollständig aus.
- Drücken Sie nicht mit der Bauchmuskulatur Luft aus der Lunge heraus.
Die leicht geöffneten Lippen bilden einen Widerstand und sorgen dafür, dass die Luft langsam entweicht. Ihre Atmung wird langsamer und ruhiger – Ziel erreicht!
Atemübungen bei COPD – 4: Der Kutschersitz
Auch der „Kutschersitz“ gehört zur „PEP-Atmung“ (siehe oben). Hier verwenden Sie nicht die Lippen als beruhigenden Widerstand, sondern Sie ändern die Haltung so, dass die Atemmuskulatur besser arbeiten kann. So geht der Kutschersitz:
- Setzen Sie sich hin.
- Halten Sie dabei die Knie schulterbreit auseinander.
- Stützen Sie sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab.
- Lassen Sie Ihre Unterarme locker hängen.
- Achten Sie darauf, dass der Rücken gerade bleibt.
Wenden Sie beim Ausatmen die Lippenbremse an oder atmen Sie durch einen Strohhalm aus. Dies unterstützt die Wirkung des Kutschersitzes.
Durch diese Körperhaltung geben Sie das Gewicht Ihres Schultergürtels an die Beine ab. Das entlastet die Atemhilfsmuskulatur.
Es gibt noch zahlreiche weitere Atemübungen
Diese vier Übungen sind nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten, wie Sie über die Atmung Ihre Atemhilfsmuskulatur entlasten und ein Stück weit Kontrolle über die COPD erlangen. Erkundigen Sie sich beim physiotherapeutischen Fachpersonal nach weiteren Atemtechniken und Übungen, die auf Ihren individuellen Gesundheitszustand abgestimmt sind.